Aufbruch in der Nacht
Das am Vortag noch unsichere Wetter hat sich aufgeklärt. Wir sind bereits darauf eingestellt, einen Tag auf der Domhütte abzuwarten, als dann am Abend die Entscheidung zum Aufstieg für uns und zwei weitere Gruppen fällt. Wir legen alles Notwendige für den Aufstieg bereit, überprüfen noch einmal unser Material und begeben uns früh in das Lager, denn die Nacht wird kurz. Um 3 Uhr wollen wir starten, d.h. Aufstehen um 2 Uhr. Der Hüttenwirt bereitet ein Frühstück. Dann heißt es: Ausrüstung aufnehmen, Kopflampen einschalten und starten in sternenklarer Nacht.
Für den Auf- und Abstieg zum Festijoch ist ein Helm ratsam! Als langsamste Seilschaft bedroht uns der Steinschlag vorausgehender Seilschaften.
Grafik der Routen und Wegbeschreibung: Webseite der Domfütte
"Von der Domhütte 2940m führt der Weg über die Moräne zum Festigletscher. Links haltend am Gletscherrand aufsteigen bis auf die Höhe des Festijochs. 200m nach dem Normalzustieg markiert ein grosser roter Punkt am Felsen den neuen Übergang. Zuerst ist ein blaues fixes Seil sichtbar, dann folgen zwei rote Doppel-Fixseile. So ist das Joch einfacher und schneller erreicht. Vom Festijoch kurzer Abstieg zum Hohberggletscher, dann um das "Lawinenfeld" bzw. die "Eistrümmerhalde" herum und in großem Bogen auf den grossen Boden und immer steiler zum Sattel auf 4480 Meter. Von da den ca. 40° steilen Gipfelhang zur Domspitze. (Insgesamt 1740hm Aufstieg"
Entscheidung am Festijoch
Die Route über den Festigrad ist kürzer, aber auch technisch anspruchsvoller als die gefährlichere Route über den spaltenreichen Hohberggletscher auf der Nordseite des Doms. Eine Entscheidung über unsere Route behält sich unser Bergführer Norbert noch vor.
Am Festijoch kommen wir als letzte der drei Seilschaften an. Bereits der Einstieg bereitet zwei Kameraden unserer Seilschaft erhebliche Probleme. Das Steigen im Fels mit Steigeisen stellt für die beiden ein weiteres Problem dar. Norbert wird klar, dass die Route über den Festigrad für diese Seilschaft nicht in Frage kommt. Der durch die vorausgehenden Gruppen ausgelöste Steinschlag zwingt uns zum Abwarten, bis diese Gruppen durch sind. Das dauert lange, weil sie Orientierungsprobleme haben und darum Unterstützung unseres Bergführers anfordern. Norbert leistet bereitwillig diese Unterstützung.
Anstieg zum Gipfel
Bis wir endlich auf den Hohberggletscher treten, sind wir schon Stunden unterwegs. Es ist bereits hell, aber immer noch sehr kalt. Auf dem Gletscher liegt eine geschlossene Neuschneedecke. Eine Spur gibt es nicht. Wir müssen selbst in dem tiefen Schnee spuren. Das ist zwar die Arbeit des Bergführers, kostet uns aber weitere Zeit. Die besonders gefährlichen Längsspalten sind zugeschneit und darum nicht zu sehen, aber sie sind natürlich vorhanden und verborgen noch gefährlicher. Um ihnen möglichst auszuweichen, gehen wir in einem weiten Bogen über den Gletscher in Richtung Gipfel. Eine Pause wird nur eingelegt, wenn sie unumgänglich ist. Nur die Anstrengung des Anstiegs macht die Kälte erträglich. Mittlerweile ist der Inhalt der Trinkflasche zu einem matschigen Sulz gefroren.
Norbert mit 2 Teilnehmern im Anstieg zum Gipfel |
Vorbereitung zum Anstieg auf den Gipfel |
Gut 8 Stunden nach dem Aufbruch stehen wir endlich auf dem Gipfel. Berg heil! Die Sicht ist sehr gut, lässt sich aber heute nicht genießen. Starker Gipfelsturm fordert nach einigen Fotos bald wieder den Abstieg.
Der Rückweg zur Domhütte
Auf dem Gipfel des Dom, 4.5 |
Auf dem Rückweg gilt es, Konditionsstärke zu beweisen, die jedoch bei zwei Teilnehmern weitgehend aufge- braucht ist. Wir kommen nur langsam vorwärts. Bei Stürzen werden Hosenbeine teurer Berghosen durch Steig- eisen zerfetzt und ein Eispickel geht verloren. Die zeitlichen Abstände zwischen Verschnaufpausen werden immer kürzer. Das Festijoch will Norbert umgehen, weil in Anbetracht der Schwächen ernste Schwierigkeiten in diesem Abschnitt zu befürchten wären.
Nach einem vermeintlich endlosen und mühsamen Abstieg blicken wir endlich auf die Domhütte unter uns. Die letzten Kräfte werden noch einmal mobilisiert. Um 17:00 Uhr sind wir 14 Stunden nach unserem Aufbruch am Morgen zurück an der Hütte. Umsicht und Riskobewußtsein unseres Bergführers haben uns den Gipfel ermöglicht und uns unversehrt, aber ziemlich erschöpft zurück gebracht. Als Norbert vorschlägt, jetzt noch nach Randa abzusteigen, lässt sich darauf keiner der erschöpften Teilnehmer ein. Wir sind an unseren Grenzen angelangt. Für heute ist es genug.
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