Auf dem Madritschjoch, 3.140 m |
Als Vorbereitung auf eine Hochtourenwoche in den Walliser Alpen gehen wir uns in Südtirol ein. Wir befinden uns noch vor der Sommersaison. In der Höhe liegt reichlich Schnee und die höher liegenden Hütten sind noch geschlossen. Irmgard ist mit uns gereist. Sie bringt uns zu Ausgangspunkten unserer Touren und liest uns später an vereinbarten Treffpunkten auf. Wir nutzen diese Gelegenheit, um einige Übergänge zu gehen. Heute starten wir aus dem Suldental in 1.900 m Höhe und gehen über das Madritschjoch, 3.140 m, bis zum Talschluss des Martelltals in 2.100 m Höhe.
Von Sulden steigen wir in etwas weniger als einer Stunde zur Schaubachhütte auf. Rechts von uns liegt das von Wolken verhüllte Ortlermassiv. Wir wenden uns zur gegenüberliegenden Seite in Richtung Osten. Es ist zwar bewölkt, aber das Madritschjoch liegt frei. Für unsere Orientierung ist das nicht unwichtig, weil wir auf Sicht gehen. Der Talkessel, der bis kurz unter das Joch reicht, ist noch vollständig verschneit. Markierungen oder brauchbare Spuren sind nicht vorhanden. Obwohl wir Tiefschnee zu vermeiden versuchen, reicht der Schnee bis an die Kniee. Vor dem Anstieg zum Joch geraten wir bis Hüfthöhe in den Gletschersumpf unterhalb einer Schneedecke. Von jetzt an müssen wir mit nassen Füßen gehen.
Das Joch erreichen wir in der kalkulierten Zeit. Auf dem Joch liegt weniger Schnee als erwartet. Gutes Wetter würde zu einem Abstecher auf den nur etwa 200 m höheren Aussichtsgipfel der Hinteren Schöntaufspitze einladen. In Anbetracht der fehlenden Aussicht und des Schnees ziehen wir es vor, nach einer kurzen Pause in das Madritschtal abzusteigen. Vom Joch steigen wir zunächst weglos durch den Schnee ab, verlassen aber die Schneeregion schon bald, weil die Schneegrenze auf der Marteller Seite nur bei ca. 2.800 m Höhe liegt. Unterwegs blicken wir auf Zufallhütte, ab der ein kurzer Weg zum Talschluss des Martelltals führt.
Das verlassene und dem Verfall preisgegebene ehemalige Hotel Paradies lassen wir rechter Hand liegen. Ab 1943 war das Hotel von der deutschen Wehrmacht besetzt. 1952 wurde der Hotelbetrieb eingestellt. Seit 1966 befindet sich der Komplex im Besitz der Brauereifamilie Fuchs (Forst Bräu). Eine Sanierung wird immer wieder neu erfolglos diskutiert.
Irmgard sitzt bereits am vereinbarten Treffpunkt bei unserer Ankunft. Bei Kaffee und Kuchen berichten wir von unseren jüngsten Abenteuren.
Das Sommerfest der Musikkapelle Kortsch auf dem Wellenzohn Anger lassen wir natürlich nicht aus.
Nachbemerkung
Seit einigen Jahren ist die beschriebene Route als Trail für Mountainbiker ausgewiesen. An schönen Sommertagen können Mountainbiker durchaus dominieren und den Wandergenuss massiv beeinträchtigen.
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