Unsere 3. Wanderung dieser Saison im Schweizerischen Nationalpark (digitaler Nationalparkatlas) nach Wanderungen am 19.07.2019 und am 22.07.2019 folgt der Wanderroute 15: Munt la Schera. Die Etappe 6 des Nationalpark-Panoramawegs 45 verläuft teilweise parallel, sie lässt jedoch den Gipfel aus. Die Wanderung über den Munt la Schera in den Livigno-Alpen erlaubt eine Überschreitung und kann von der Ofenpassstraße aus 2 Richtungen gegangen werden: vom Parkplatz 6 am Hotel Il Fuorn oder vom Parkplatz 10 am Gasthaus Buffalora, zwischen denen die Postbuslinie 811 verkehrt. Da wir nicht vom Busverkehr abhängig sein wollen und mit dem Auto von Glurns anreisen, starten wir an Buffalora und kehren auf gleichem Weg von dieser großartigen Panoramawanderung zurück (14 km, 2:40 Std. Anstieg, 2:05 Std. Abstieg, ca. 700 Höhenmeter). Der Post nutzt Begriffe des bünderromanischen Idioms der rätoromanischen Sprache, Amtsprache in Graubünden. - Fotoserie
Für heute ist Hitze angekündigt. Wir brechen früh auf und beginnen die Wanderung kurz nach 8:00 Uhr. In fast 2.000 m Höhe liegt die Temperatur am Morgen schon bei 13 Grad. 26 Grad registrieren wir Mittags bei Rückkehr an Buffalora. In Glurns empfangen uns 32 Grad auf ca. 1.000 m Höhe.
Nach dem Start an Buffalora durchqueren wir das breite Bachbett der nur wenig Wasser führenden Ova dal Fuorn (Ofenbach), ein Zufluss des Spöl, der bei Zernez in den Inn mündet. Die nächste Hürde, ein feuchtes Hochmoor mit Wollgräsern nehmen wir dank einiger Holzplanken ohne nasse Füße. Der zunächst noch flache Anstieg passiert die Alp Buffalore, an der ein Hüttli Getränke im Stil einer Honesty Bar bereithält. Dann folgt ein steil ansteigender Abschnitt durch einen alten Arvenwald zu einer flacheren Geländestufe mit blühenden Wiesen und attraktivem Panorama.
Nach einstündiger Wanderung macht im prächtig blühenden Almengelände ein Wegweiser auf den Stolleneingang einer von etlichen mittelalterlichen Erzminen in Graubünden aufmerksam. Lt. PDF-Flyer Geologischer Kreislauf am Munt la Schera sollen allein am Munt Buffalora im 15. Jahrhundert 90 Stolleneingänge existiert haben, von denen die meisten heute verschüttet sind. Der Stollen am Wanderweg ist lt. Flyer ca.
50 Meter weit begehbar und fällt dann steil in einen Schacht. Ohne Lampe unterlassen wir besser diesen Ausflug. Eisenschmelzen, die Erze aus umliegenden Bergwerken verarbeiteten, verdankt der Ofenpass seinen Namen (PDF-Dokument Terra Grischuna: Bergbau in Graubünden).
In den nächsten 30 Minuten durchwandern wir moderat ansteigend blühendes Almengelände und erreichen die Nationalparkgrenze in 2.370 m Höhe. Vor uns liegt der aus Rauhwacke bestehende Munt Chavagl (2.542 m) mit beeindruckenden
Solifluktionsströmen (Bodenfließen). Nach Süden zeigen sich zwischen Bergen der Umgebung vergletscherte Gipfel, bei denen es sich vermutlich um die aus dieser Richtung nicht eindeutig identifizierbaren Gipfel von Königspitze und Monte Zebrù in der Ortlergruppe handelt. Nach Norden blicken wir zwischen Val da Stabelchod und Val dal Botsch auf den vorige Woche besuchten Übergang Margunet (Post 19.07.2019).
Der Weg führt nun leicht abfallend mit mehreren Gegenanstiegen nach Südwesten um den Munt Chavagl, der bisher den Munt la Schera verdeckt. Nach weiteren 30 Minuten (2 Std. ab Buffalora) verzweigt am Südhang des Munt la Schera die Wanderroute 15 in Richtung Gipfel. Bis zum höchsten Punkt sind auf ca. 1,5 km etwas mehr als 200 Höhenmeter zu überwinden. Auf dem ersten Kilometer steigt der Weg relativ steil in nunmehr rauherem Gelände entlang der Süd-Ostkante des Munt la Schera bis zum ausgedehnten Gipfelplateau des Dolomit-Klotzes an, dessen Glaziokarst in mehreren flachen Stufen bis zum höchsten Punkt nur noch wenig ansteigt. Den höchsten Punkt markiert ein großer Steinmann (2:40 Std. ab Buffalora).
Wer bei Dolomit an bizarr geformtes brüchiges graues Gestein denkt, liegt nicht falsch. So dürfte sich auch die Geomorphologie am Munt la Schera dargestellt haben, nachdem mit dem bis heute anhaltenden Prozess der Auffaltung der Alpen die ca. 250 Millionen Jahre alten Sedimentgesteine des Munt la Schera in die Höhe geschoben wurden. Die heutige Gestalt bewirkten am Munt la Schera (wie bei Bergen der schottischen Highlands) eiszeitliche Gletscher, die Gipfelspitzen zu einer Kuppe abschliffen. Dieses Schicksal teilen alle Munts der Region (bündnerromanisch für Bergkuppe). Höhere Gipfel, die nicht von Gletschern abgeschliffene wurden, sind rätoromanisch als Piz bezeichnet. (Die ebenfalls abgeschliffene Kuppe der Spitzigen Lun (ursprünglich Piz Lun) passt nicht in dieses Schema.)
Den Aufstieg zum Munt la Schera belohnen eine reiche Flora und Fauna, eine interessante Geologie und Geomorphologie (Atlas des Schweizerischen Nationalparks) und nicht zuletzt ein überwältigendes 360°-Panorama, das wir bei einer ausführlichen Rast auf dem Gipfelplateau genießen. 3 Wanderer sind vor uns auf dem Gipfel eingetroffen. Während unserer Rast belebt sich allmählich das Plateau. Auf dem Abstiegsweg (2:05 Std. bis Buffalora) begegnen uns zahlreiche Wanderer, die bei weiter ansteigender Temperatur zu vorgerückter Tageszeit unter der Hitze mehr leiden werden als wir es mussten. - 14 km, 4:45 Std. Wanderzeit, ca. 700 Höhenmeter
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