Dienstag, 28. Juni 2016

Südtirol 2016: Von der Villanderer Alm auf den Villanderer Berg

Granitglobus und Fernrohr auf dem Villanderer Berg

Nach 2 verregneten Tagen kündigte sich gestern auf der Wanderung zur Völseggspitze sonniges Wetter an (Fotoserie 27.06.2016). Wir nutzen die Wetterlage, um eine bereits im Vorjahr angegangene und wetterbedingt nicht beendete Wanderung auf den Villanderer Berg zu realisieren.(1) Auf der Premierentour von der Villanderer Alm über das Totenkirchl und den Totensee zum Panoramagipfel Villanderer Berg genießen wir heute Premiumwetter. Für die mittelschwere Tour mit ca. 800 m Höhenunterschied benötigen wir 4:15 Std. Gesamtgehzeit.(2) Fotogalerie Villanderer Berg

Villanderer Alm, Dolomiten im Hintergrund

Aus dem Eisacktal fahren wir auf kurvenreicher, teilweise nur einspuriger Straße über den geschichtsträchtigen Ort Villanders(3) in Richtung Villanderer Alm, bis die Straße an der 1750 m hoch liegenden Gasser Hütte endet. Parkplätze sind nur am Endpunkt kostenpflichtig. Im Vorjahr haben wir gelernt, dass Parkgebühren bei Einkehr und Verzehr in der Gasser Hütte verrechnet werden, wenn das Auto auf dem mit einer Schranke versperrten Hütten-Parkplatz abgestellt ist.
Auf einem moderat ansteigenden Weg durchqueren wir die Villanderer Alm in Richtung 'Totenkirchl', eine Kapelle auf dem 2186 m hohen Übergang 'Am Toten' zwischen Eisacktal und Sarntal. Die Kapelle in der 2.186 m hohe Scharte zwischen Villanderer Berg und 'Totenrücken' sollen am Seeberg nach Erzen schürfende Bergknappen 1350 errichtet haben.(4) Der Name der Kapelle bezieht sich auf die karge, landwirtschaftlich wenig ertragreiche, 'tote' Landschaft der Umgebung.(5) Eine Legende hält eine andere Erklärung bereit, gemäß der im Mittelalter an der Scharte ein an Pest verstorbener Hirte gefunden worden sei, dessen Leiche niemand zu bergen wagte.

Totenkirchl auf dem Übergang zwischen Eisacktal und Sarntal

Nach 1:15 Std. leichter Wanderung erreichen wir das 'Totenkirchl' an der Scharte 'Am Toten'. Nach Westen führt ein Weg durch den prähistorischen Siedlungsplatz 'Alpe Seeberg' in das Sarntal. Nach Nordosten zweigt der Weg über dem 'Totenrücken' zum 'Prackfiederer Jöchl' ab. Wir wenden uns jedoch nach Südosten dem nur flach entlang des Bergrückens ansteigenden Pfad zu. Nach ca. 10 Minuten treffen wir in einer Bergmulde auf den 'Totensee' in 2208 m Höhe. 'Tot' ist das Gewässer keineswegs. Zahllose Kaulquappen wimmeln im Wasser. Über den kleinen Bergsee schauen wir nach Osten zu markanten Formationen der Dolomiten.(6)

Totensee



Am 'Totensee' haben die meisten Wanderer ihr Tagesziel erreicht. Wer zum Villanderer Berg geht, sollte auf einige kräftige Anstiege und leicht ausgesetzte Passagen gefasst sein. Der Weg ist jedoch gut ausgebaut und markiert. Das Gipfelkreuz des nach Osten nur wenig beeindruckenden Villanderer Bergs sehen wir erst von der Kuppe des 2434 m hohen Zwölfernock, den eine Scharte vom benachbarten Villanderer Berg trennt. Nach kurzem Abstieg in die Scharte verfehlen wir die Route über den Grat und umrunden den Berg zunächst südlich, bis wir aus westlicher Richtung nach 2:15 Std. Aufstieg (ab Start) den 2509 m hohen Gipfel erreichen, der als geografische Mitte Südtirols gilt. Die heimische Schützenkompanie hat in den Jahren 2006/7 das 17 Meter hohe Gipfelkreuz, einen 1.200 kg schwerer Globus aus Granit und ein Fernrohr gestiftet.

Blick vom Zwölfernock zum Villanderer Berg

Bei guter Sicht, wie wir sie heute genießen, bietet der Gipfel ein 360 Grad Panorama, das alle Anstrengungen belohnt. Im Osten breiten sich die Dolomiten aus.(6) Nach Süden reicht der Blick bis zur Brenta und zum Adamello. Nach Norden blicken wir in das Sarntal, hinter dem eine breite Kette von Dreitausendern am Alpenhauptkamm aufsteigt.

Alpenhauptkamm Sarntal, Alpenhauptkamm
Blick über das Rittner Horn nach Südosten Dolomitenblick am Villanderer Berg





 



















 

Anmerkungen
  1. Im Vorjahr haben wir die Route wetterbedingt geändert und eine Rückkehr bei besserem Wetter vorgemerkt (Post vom 15.09.2015).
  2. Tourenbeschreibung Sentres: Zum Villanderer Berg
  3. Villanders haben wir im Vorjahr mit 2 Exkursionen besucht. Posts: Kulturführung in Villanders, Führung im Erzbergwerk Villanders
  4. Über die Geschchte des Villanderer Bergbaus informiert die Webseite des Kultur- und Museumsvereins Villanders: Bergwerk - Geschichte  
  5. Der Begriff 'tot' bezeichnet in diesem Kontext eine landwirtschaftlich nicht nutzbare, ertraglose Landschaft, vergleichbar den 'Badlands' in den USA.  
  6. Entstehung und Geomorphologie der Dolomiten beschreibt der Mineraloge, Sachbuchautor, Lektor und Reisefotograf Florian Neukirchen in einem lesenswerten Blog: Geologie der Dolomiten

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