Mittwoch, 13. Oktober 2010

New England 2010: Dorr Mountain im Acadia National Park

Blick über das Moor auf die Westflanke des Dorr Mountains
Flache Buckelberge, wie sie auch in den schottischen Highlands vorherrschen, sind Zeugen von Eiszeiten, deren Gletscher exponierte Erhebungen abgeschliffen haben. Flach oder spitz, eine Gebirgslandschaft ohne Bergbesteigung geht nun wirklich gar nicht. Höchster Berg des Reviers ist der Cadillac Mountain, der als jedoch als erste Kandidat einer Besteigung ausfällt. Eine Abzweigung der Park Loop Road, die bis auf den Gipfel dieses Berges führt, hält uns von der Absurdität dieser Besteigung ab. Als Alternative haben wir den Dorr Mountain ausgewählt und damit eine glückliche Hand. Mit der Höhe von 1.270 ft / 378 m ist der Dorr Mountain für einen Alpinisten zwar kein ernsthafter Berg, er sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Anforderungen an Kondition, Trittsicherheit und Orientierungsvermögen entsprechen durchaus alpinen Maßstäben, aber das Naturerlebnis und ein großartiges Panorama belohnen alle Mühen.



Auf dem Weg zum Einstieg haben wir uns zunächst einmal verlaufen. Das war nicht weiter dramatisch und hat unsere Wahrnehmung für die Routen- führung sensibilisiert. Ab dem Einstiegspunkt ist die Höhendifferenz von ca. 350 m auf der kurzen Distanz von ca. 1,5 km zu bewältigen, es geht also gleich zur Sache. Auf der ersten Hälfte des Weges durchqueren wir überwiegend Kiefernwälder mit mehr oder weniger steilen, verwurzelten und schottigen Wegen. Eindeutige Wegmarkierungen fehlen. Sporadische und oft verblasste blaue Striche weisen uns als Markierungen ohne eine spezifische Semantik den Weg. Die Orientierung erfordert ein wenig Erfahrung, bereitet aber keine ernsten Probleme.





Nach etwa der Hälfte der Strecke werden die Vegetation lichter und der Untergrund der Route felsiger. Eiszeitliche Gletscher haben die Berge bis auf die großen, festen Granitflächen abgetragen. Auf diesem oft steilem, aber meist griffigem Untergrund führt nun die Route weglos in Richtung des Gipfels. Neben den sporadischen blauen Strichmarkierungen sind es nun Inakshuks, die Steinmämmer der polaren Regionen, die uns den Weg weisen.








Nach etwa einstündigemAnstieg erreichen wir den höchsten Punkt, den ein unspektulärer Steinhaufen mit einem Wegweiser markiert. Gran- dios ist dagegen die Rund- umsicht, die für alle Mühen reich entschädigt. Bereits auf dem Anstieg sind wir keinen weiteren Hikern begegnet, und die Gipfelregion haben wir nun ebenfalls exklusiv für uns.




Vor dem Abstieg ist zunächst eine Jause angesagt. Unsere Ansprüche an den Rastplatz sind nur unvoll- ständig zu erfüllen. Er soll möglichst windstill sein, die Sonne soll uns erwärmen, und auf ein gutes Panorama wollen wir natürlich auch nicht verzichten. Unter diesen Anforderungen entscheiden wir uns für einen Kompromiss, der zu keinem langen Verweilen motivieren kann und uns bald zurück treibt. Erst auf dem Abstieg begegnen wir zwei kleinen Gruppen, die uns entgegen kommen. Am Ende des Tages erleben wir diese kleine Tour nicht nur als Bereicherung unseres Urlaubs, sondern auch als Gewinn für unsere Bergerfahrung.

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