Samstag, 7. Juli 1990

Südtirol 1990 - Hochwilde 3.480 m - Knackige Tagestour aus dem Pfossental auf den Südgipfel

Auf dem Südgipfel der Hochwilde Richtung Norden
Den Hochwildegipfel haben wir schon länger auf der Liste. Wegen ihrer Länge und des Höhenunterschieds von 1.800 m wird die Tour i.d.R. mit Übernachtung in der Stettiner Hütte gegangen. Nach der Hochtouren- woche im Wallis und einigen erholsamen Tagen im Vinschgau zieht es uns wieder in die Berge. Unsere Form ist gut, wir sind eingegangen und an die Höhe angepasst. Wir trauen uns die Besteigung als Tagestour zu und vermeiden damit die Übernachtung in der primitiven Stettiner Hütte.
Von Kortsch im Vinschgau fahren bei Morgendämmerung los und treffen nach ca. einstündiger Fahrzeit um 6:00 Uhr in Vorderkaser im Pfossental ein. Ab einer Höhe von 1.693 m geht es zu Fuß weiter.






Ehemalige "alte" Stettiner Hütte am Eisjöchl
Hochwilde vom Eisjöchel
Die schöne Route durch das obere Pfossental ist uns vertraut. Bis zum Eisjöchl, dem Übergang nach Pfelders im Passeiertal, ist die Gehzeit mit 4 Stunden angegeben. Der überwiegende Teil der Strecke steigt nur flach an. Wir legen einen höheren Gang ein und ziehen flott an den alten Höfen Mitterkaser, Rableit und Eishof vorbei. Am Talschluss steigen wir über mehrere Terrassen in Serpentinen zum Eisjöchl in der Höhe von 2.895 m. Wenige Meter unterhalb des Jochs liegt linker Hand die Stettiner Hütte. Bei unserem Eintreffen gegen 8:45 Uhr an der Hütte sitzen einige Gäste noch bei ihrem Frühstück vor der Hütte in der Morgensonne. Wir gönnen uns hier ebenfalls eine Pause. 


Südgipfel Hochwilde 3.480 m
In unmittelbarer Nähe der Hütte beginnt der “Hans-Grützmacher-Weg” zum Südgipfel der Hochwilde. Über einen Grat steigen wir in die Südostflanke des Berges. Der steile Weg zum Langtaler Ferner auf dem Gipfelplateau hat stellenweise den Charakter eines Klettersteigs. Der Weg erfordert leichte Felskletterei, abgesehen von Steinschlaggefahr bereitet er jedoch keine besonderen Schwierigkeiten. 
Dann ist der flache Gletscher erreicht. Nach Norden öffnet sich eine atemberaubende Aussicht auf die Gipfel des Ötztaler Hauptkamms. In südlicher Richtung liegt jetzt der Gipfel mit seinem felsigen Aufbau in Rufweite vor uns. Um den Gipfel zu erreichen, gehen wir den kurzen Abschnitt am Rand des Gletschers bis zum Gipfelaufbau. Die Schneeauflage des Gletschers erfordert keine Steigeisen, die wir aber mitführen, um bei Bedarf gerüstet zu sein. Nach kurzer, leichter Kletterei stehen wir am Gipfelkreuz. "Berg heil!"
Wir erleben einen großen und wunderschönen Tag, der lange nachklingt. Vor drei Jahren hätte eine solche Tour weit jenseits unserer Möglichkeiten gelegen. Jetzt ernten wir die Früchte unserer langfristig angelegten Bemühungen. In vier Stunden waren wir ab Vorderkaser auf dem Gipfel, gute Voraussetzungen für die Weißkugel, die wir in den nächsten Tagen mit dem Bergführer unseres Vertrauens gehen wollen.




Nachbemerkungen
Die Vorbehalte gegen die Stettiner Hütte sind überholt. Im Jahr 1992 wurde die Stettiner Hütte neu erbaut und liegt jetzt etwas unterhalb des Eisjöchls in Richtung des Pfelderer Tals.
Die Bedingungen des Hans-Grützmacher-Wegs sollten vor einer Tour geprüft werden. Wir mussten einige Jahre später ohne Gipfelbesteigung umkehren, weil der Weg noch Anfang August wegen Schnee unpassierbar war.

Im Winter 2013/4 wude die Stettiner Hütte von einer Lawine so schwer beschädigt, dass sie neu erbaut werden muss. Im Sommer 2014 wurde ledeglich ein Tagesbetrieb ohne Übernachtung organisiert.

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